Der Weg eines Briefes – Deutsche Post & Hermes mit GPS-Tracker verfolgt

In diesem Experiment wurden zwei Briefe, ein Kleinpaket und ein Hermes-Päckchen verfolgt. Anlass für den Test waren allgemeine Laufzeitverlängerungen im Raum Kaarst, welche auch 2025 weiter anhielten und auch das Postfach mit einer angegebenen Laufzeit von E+1 betrafen.
Ein Brief wurde mit einem SmartTag ausgestattet von Oer-Erkenschwick verschickt. Der andere Brief war mit einem Fahrzeug-GPS-Tracker ausgestattet und konnte so sehr genau seine Position messen und diese über 4G live übertragen.
Beide Sendungen wurden an unser Postfach in Kaarst (nahe Düsseldorf) geschickt.

Der Brief mit 4G-Tracker wurde von einer Hermes-Filiale in Büttgen (nahe des Postfachs) aus an den Absender in Nürnberg mit Hermes zurückgeschickt. Er wurde an das dortige Hermes-Depot adressiert, was auch Abholung erlaubt.

Der Brief mit dem SmartTag wurde direkt bei Abholung vor Ort umetikettiert und am Schalter als Kleinpaket abgegeben.

Datenschutz: Die Zeiten sind nie ganz genau (außer Trackingeinträge), da das SmartTag nur von anderen Samsung-Handys geortet werden kann.
In den GPS-Tracker wurde eine automatische Ungenauigkeit eingebaut, um ein gewisses Maß an Datenschutz zu gewähren und eine exakte Ortung von z.B. anderen Kundenadressen oder Wohnadressen technisch nicht zu erlauben.
Dieser Versandtest wurde von mir als Privatperson ohne gewerbliches Interesse oder Unterstützung durch die beteiligten Versandunternehmen durchgeführt. Er soll die Laufzeit der getesteten Produkte evidenzbasiert testen.

Sendung 1 – SmartTag aus Oer-Erkenschwick

Vielen Dank an Logistikrobin (Instagram: @logistikrobin) für das zusenden des SmartTags!

Hinweg als Maxibrief

So wurde die Sendung angekündigt

Der Brief wurde an allen Stationen gescannt. Jedoch hat die Post hier die Laufzeit von E+1 nicht eingehalten, da der Brief einen Tag lang ohne von extern erkennbaren Grund im Briefzentrum liegen blieb, statt in die Zustellbasis geleitet zu werden.

Die Details dieser Sendung mussten teils nach bestem Wissen und Gewissen rekonstruiert werden, da die Trackerdaten bei Zusammenfassung bereits erloschen waren.

Die Sendung wurde in einen Briefkasten mit angegebener Leerung um 8:00 eingeworfen. Das darauf folgende Fahrtprofil spricht dafür, dass eine Zustellkraft den Briefkasten beim vorbeifahren geleert hat, denn den Rest des Tages bewegte sie sich systematisch durch den Nahbereich.

Um ca. 17:25 schien die Zustellkraft ihre Tour zu beenden. Um 20:08 erfolgte dann der erste Scan im BZ 45 (Essen).

Ab 00:00 zeigte die Postfach-Briefankündigung die ankommende Sendung mit Bild an.

Um 2:11 ist die Sendung augenscheinlich im BZ 41 (Mönchengladbach) angekommen.
Um 2:46 wurde die Sendung hier gescannt, mit Vermerk der Zustellung am Sa, 18.1. (Scandatum: Fr, 17.1.)

Um 7:20 hat die Postfach-Briefankündigung per E-Mail ausgelöst.

Die Sendung wurde jedoch nicht ins Postfach zugestellt. Erst am nächsten Tag (Sa, 18.1.) um 2:21 erfolgte der nächste Scan mit Vermerk „Zustellung 20.1.“. Die Sendung hat das BZ 41 in dieser Zeit nicht verlassen.

Um 5:55 kam der Brief in der Zustellbasis in Kaarst an und konnte um 12:09 abgeholt werden.

Rückversand als Kleinpaket

Obwohl das Kleinpaket vor Versandschluss aufgegeben wurde, wurde es erst am folgenden Werktag abgeholt. Der eigentliche Transport erfolgte dann jedoch über Nacht und die Zustellung am nächsten Tag. Es fehlt der Trackingeintrag aus dem Startbriefzentrum.

Kurz nach der Abholung um 12:09 wurde das Kleinpaket am Schalter übergeben (12:15). Der angekündigte Annahmeschluss für Briefe war um 13:00.

Am darauffolgenden Sonntag bewegte sich die Sendung nicht.

Erst am Montag wurde die Sendung abgeholt.
Um ca. 17:00 verließ sie die Filiale (Annahmeschluss: 17:00).
Um 18:03 kam sie im BZ 41 an. Sie wurde dort jedoch nicht gescannt.

Um 1:35 wurde das Kleinpaket im BZ 45 (Essen) gescannt.

Um 8:15 wurde es als „ins Zustellfahrzeug eingeladen“ und gleichzeitig „Auf dem Weg zur Packstation“ gescannt.
Die ZB wurde jedoch erst um 11:30 verlassen.
Um 12:58 wurde die Sendung in die Packstation eingelegt und um 19:28 entnommen.

Sendung 2 – GPS-Tracker aus Nürnberg

Da diese Sendung mit einem GPS-Tracker mit Internetzugang verschickt wurde, war der Status während des Transports live einsehbar. Zudem sind extrem detaillierte Transportwege verfügbar.
Vielen Dank an Postmensch für das zusenden des GPS-Trackers!

SmartTag

Briefankündigung Postfach

Der GPS-Tracker wurde gleichzeitig von einem SmartTag in einem einfachen Kompaktbrief begleitet. Dieser erreichte mein Postfach nach einer Laufzeit von E+1 und wurde auch angekündigt. Mutmaßlich nahm er den gleichen Weg wie der Maxibrief mit dem GPS-Tracker, die Einträge sind aber leider auch hier erloschen.
Lediglich die Trackingeinträge sind noch verfügbar:
22.1., 20:23: Die Sendung wurde am 22.1. in (…) Nürnberg bearbeitet
23.1., 4:48: (…) wurde am 23.1 in unserem Logistikzentrum Mönchengladbach bearbeitet und geht am 23.1. in die Zustellung
Wir fokussieren uns daher auf den GPS-Tracker, der sehr viel aufschlussreicher ist.

Hinweg als Maxibrief

Auch bei diesem Brief gab es eine eintägige Zustellverzögerung, diesmal jedoch in der Zustellbasis. Die Sendung wurde auf dem Weg im Briefzentrum Frankfurt bearbeitet und dort vermutlich in ein anderes Fahrzeug geladen.

Der Brief wurde um 15:41 in einen Briefkasten mit ausgeschriebener Leerung um 16:00 geworfen. Um 17:13 wurde der entsprechende Briefkasten geleert. Auf dem Weg ins BZ 90 (Nürnberg) wurden auch weitere Briefkästen geleert, mit ausgeschriebenen Leerungszeiten von 14:00 – 17:00.

Um 18:21 traf der Brief im BZ 90 ein.
Um 20:13 wurde der Brief dort gescannt.
Um 20:52 wurde das Briefzentrum verlassen.

Um 00:01 traf die Sendung im BZ 60 (Frankfurt) ein.
Die GPS-Aufnahmen bewegen sich durch das innere der Halle, mit ausreichender Genauigkeit und zeitlichem Abstand, um eine Sortierung nahezulegen. Die Sendung wird vom Nordwestende der Halle ins Südostende transportiert.
Um 00:56 wird das BZ verlassen.

Um 3:21 trifft die Sendung im BZ 41 (Mönchengladbach) ein.
Um 3:56 wird sie dort gescannt.
Um 6:40 verlässt die Sendung das BZ.

Um 7:11 kommt die Sendung in der ZB Kaarst ein.
Dort verweilt sie augenscheinlich im Ladebereich am Ostende des Gebäudes. Mittels Ortophotos und einem Besuch vor Ort ist sogar ein spezifisches Tor auszumachen.
Erst am nächsten Tag (Fr, 24.1.) verlässt die Sendung um 7:59 die ZB.
Um 8:10 trifft die Sendung in der Postfachanlage ein.
Um 15:57 wurde die Sendung von mir abgeholt.

Die Briefankündigung Postfach hat hier nicht ausgelöst, obwohl die Adresse klar lesbar gedruckt wurde.
Interessant ist, dass die Sendung scheinbar im BZ 60 neu sortiert wurde oder mindestens die Halle durchquert hat.
Beide Einzeltransportwege (90>60, 60>41) erfolgten nicht per LKW, da Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h erreicht wurden.

Rückweg mit Hermes

In der Karte oben ist die Route manuell hinzugefügt, statt einfach die exportierten Punkte zu nutzen. Grund dafür ist vermutlich der Transport in Containern statt Sprintern o.ä., welche das GPS-Signal ungenauer und zeitweise unbrauchbar machen.

Wie bei Hermes üblich wird die Rücksendung von nur gelegentlichen Scans begleitet. Mit diesem Experiment erhalten wir also auch mehr Einsicht in die Transportwege von Hermes.
Versendet wurde die Sendung aus einem Paketshop nahe des Postfachs. Adressiert ist sie an das Hermes Depot Nürnberg, wo Pakete abgeholt werden können.
Bei Hermes scheinen relativ viele Paketshops in einer Fahrt geleert zu werden.

Am Di, 28.1. um 12:06 wird die Sendung im Paketshop abgegeben.

Am Mi, 29.1. um 10:49 wird die Sendung aus dem Paketshop abgeholt.
Es werden zwischen 11:01 und 15:22 6 weitere Paketshops und ein McDonald’s Drive-Through angefahren.
Um 15:55 erreicht die Sendung das Hermes Sortierzentrum Willich
Um 18:03 verlässt die Sendung das Hermes Sortierzentrum Willich

Um 19:03 erreicht die Sendung den Hermes HUB West
Um 22:10 konnte die Sendung zuverlässig auf einer Laderampe am Südrand geortet werden. Über nacht bewegte sie sich in die Zwischenlagerfläche im Nordwesten des Geländes (über dem „H“ im Bild).

Interessant finde ich die Präsenz des Teleshopping-Senders QVC am Hub. Zwei Gebäude von QVC sind mit Brücken verbunden, eins davon zusätzlich mit dem Hermes HUB. Das DPD Depot steht etwas alleine daneben.

Am Do, 30.1. wurde die Sendung um 15:18 als „sortiert und weiterversandt“ gescannt. Die Zustellung wurde auf den 31.1. geschätzt.
Laut GPS befand sie sich zwischen 15:12 und 15:43 im Gebäude.

Um 21:48 verlässt die Sendung den Hermes HUB West Richtung süden.
Dieser Transport schien, wie man es von Hermes kennt, per LKW zu passieren, denn es wurde nie eine Geschwindigkeit von 90 km/h überschritten.
Gegen 22:45 passierte er Köln, um 1:00 fuhr er am Flughafen Frankfurt vorbei. Gegen 4:25 wurde eine kurze Pause nahe dem Stadtteil Reutles nördlich vor Nürnberg eingelegt, bevor der LKW um 5:00 bei Hermes in Nürnberg ankam.

Ab ca. 6:10 bewegte sich der Tracker durch die Halle, was zum Tracking passt. Um 6:15 wurde die Sendung als „in der Zielregion Nürnberg angekommen“ gescannt.

um 9:47 ging die Sendung in „Zustellung“ und war um 12:15 abholbereit.

Die Sendung war also vom 28.1. um 12:46 bis zum 31.1. um 12:15 unterwegs und damit ziemlich genau drei Tage. Hätte man die Sendung früher (vor 10 Uhr) eingeliefert, wäre eventuell eine Laufzeit von zwei Tagen machbar gewesen.

Fazit

Aufgrund anhaltender Laufzeitverzögerungen im Raum Kaarst wurde ein Test durchgeführt, bei dem zwei Briefe mit Trackern versehen und auf ihrem Weg genau verfolgt wurden. Beide Sendungen zeigten Verzögerungen, die nicht aus unserer Außenperspektive erklärbar waren. Besonders auffällig war eine unerwartete Liegezeit im Briefzentrum sowie eine Verzögerung in der Zustellbasis, obwohl die Laufzeit ins Zielpostfach offiziell mit E+1 angegeben war. Die Verzögerungen entstanden also auf der letzten Meile, nicht unterwegs.

Zusätzlich wurden ein Kleinpaket und eine Hermes-Sendung für den Rückversand genutzt und deren Weg aufgezeichnet.
Das Kleinpaket zeigte Bearbeitungsverzögerungen in der Filiale.
Beim Paket über Hermes erklärte sich die längere Laufzeit im Vergleich zu DHL.